Meine Hände zittern. Mein Blick ist
starr. Alles ist kalt. So Kalt.
Ich presse meine Hände gegeneinander
und verkrampfe meine Finger so stark, dass sie vom angestauten Blut
rot werden. Meine Psyche sehnt sich nach Schmerzen.
Ich versuche, langsam zu atmen, tief
und langsam. Bloß die Ruhe bewahren. Nicht dem Druck nachgeben.
Meine Finger bohren sich langsam ins Fleisch meiner Handoberfläche.
Es zwickt. Ich nehme es kaum wahr. In meinem Inneren zucken Blitze
gegen die Wände meines Willens. Immer wieder spüre ich, wie der
Puls meiner Kraft langsam schwindet und wieder ansteigt. Meine
Gedanken rasen. Die eisernen Ketten, die in mir alles zusammenhalten,
scheinen nachzugeben. In meinem Kopf breitet sich ein taubes Gefühl
aus. Es lähmt meine Kraft. Es betäubt das Gefühl von Stärke.
Immer wieder zuckt es durch meinen Körper. Rüttelt an den Ketten
und schlägt mit voller Wucht gegen meinen Schädel. Bloß die
Gedanken ausschalten. Bloß den Verstand zunichte machen. Rauschen
von Blut. Tiefes rot. Ich sehe meinen Körper - zerschnitten –
zerstört – und doch will ich es mehr als alles andere. Alles
kreist um die Klinge. Um die tiefen Schnitte. Zentimeter breit,
endlos lang, waagrecht die Oberschenkel hinauf und hinunter. Alles
ist egal. Irrelevant. Schneiden, schneiden, schneiden. Nichts anderes
ist mehr wichtig. Meine Hände bewegen sich hinunter zum Bein, liegen
auf dem Oberschenkel. Kratzen. Auf und ab. Auf und Ab. Leichter
Schmerz. Und doch bringt er nichts. Ein tiefer Atemzug, die Augen
weiten sich. Ausatmen, nur nicht die Luft anhalten. Die Hände
schnellen hoch. Etliche Male hämmern sie gegen meinen Arm. Das
Finalgon brennt nicht mehr. Seine Wirkung verlässt mich. Immer
wieder schlage ich zu. Es muss brennen. Es muss weh tun. Richtig weh
tun. Ich drücke darauf herum. Lange. So lange, bis es wieder beginnt
zu brennen. Nur für ein paar Sekunden. Nur kurz abschalten können.
Nur kurz Gedanken fassen können. Nur ganz kurz klar denken. Meine
Umgebung. Alles pulsiert. Zieht sich zusammen, dehnt sich aus.
Stimmen. Sehnend rufen sie nach mir. Doch ich bin nicht da. Nicht da.
Nicht da... Irgendwo im nirgendwo. In der Kälte. Bei den Narben. Bei
den Schmerzen. Bei der Angst. Da, wo ich grade sein will, obwohl sich
alles in mir weigert. Es schreit nach Hilfe, nach Rettung, nach
Kraft. Doch ich komme nicht mehr hoch. Zusammengekauert liege ich auf
dem kalten Boden. Alles ist schwarz. Geruch von Blut. Geruch von
Schuld. Geruch vom Leben, das ich verlassen hatte. Es ist so kalt, so
unendlich kalt. Die Ketten halten dem Druck nicht mehr lange stand.
Was muss noch passieren? Welche Zeit muss noch vergehen? Eine Stunde?
Wenige Minuten? Ein Wimpernschlag? Ein Atemzug? Immer wieder Bilder
von Schnitten. Bilder vom Blut, klaffenden Wunden. Geht weg! GEHT
WEG! Schleichen. Tapsen. Sie kommen immer näher. Wann sind sie da?
Wie lange noch? Klirren. Scheppern. Eisen rast zu Boden. Zersplittert
in etliche Einzelteile. Druck übermannt. Kontrolle ausgeschaltet.
Kopf ist leer. Und alles wird schwarz.