Samstag, 8. April 2017

kopferdbeben

die gedanken schwanken
so wie die beine
bleischwer
und doch so federleicht
tragen mich durch die tage
hinein ins bett
hinein in die nacht
in die träume
warme erinnerungen
gemischt mit kalten geschichten
und jedes mal dasselbe im kopf
denn alles was dort ist
und war
und sein wird
ist die freude der vergangenheit
der schmerz der gegenwart
und der hoffnungsfunken der zukunft
überschattet durch die realität
und die silhouette des tages
an dem sein körper plötzlich wieder vor mir stand 
und mich in diese halb distanzierte umarmung schloss
pulsierndes blut
und der zitternde atem am hals des anderen
die augen halb geschlossen 
in der versuchung, den augenblick zu genießen
diese halben sekundenbruchteile
und dann 
ein blick in die augen
und sieben monate vergangenheit
die leise darin vorbeihuschen
langsame schritte
und der warme cappuccino in dem unpersönlichen kaffee einer edeka filiale
die hände darum geschlungen, weil man nicht weiß, wohin sonst
sich treffende blicke
augenkontakt
eine
zwei
drei
sekunden
man versucht zu analysieren
interpretieren
realisieren
stille trifft auf stille
 unausgesprochene worte auf geschlossene lippen 
drei monate schweigen auf ratloses beisammensein
alles so laut
und man selbst so leise
die wörter so massiv
doch die lippen so porös
die gedanken schwanken
so wie die beine
hinaus aus der stadt
die füße im gleichen rhythmus
langsam und stetig
und man schaut aneinander vorbei
und redet über vergangenes
lacht hin und wieder
und stolpert plötzlich zurück
in den letzten sommer
wo die nacht der tag war
und die sonne das lagerfeuer am strand
redet über gegenwärtiges
über jägertürme und merkwürdige parkanlagen
über die zukunft und studieren
die parkbank ist hart 
der wind kalt
die gedanken am rasen
die blicke unbeholfen
die stille so laut
die zunge so schwer
der tag so lang
die zeit zu kurz
ein silberner teelöffel am boden
der zum fokus des blickes wird
weil er nirgends sonst halt findet
worte über worte
aus sowieso unausgesprochen
finden ihre weg zurück
so wie unsere beine
schwankend
ihren weg zurück zum bahnhof
eine hässliche, graue baustelle
gleichend meinem schädel
und man sitzt im auto
und fährt ein paar meter
und redet über vergangenes
und muss lachen
der wind ist kalt
die umarmung zum abschied weniger distanziert als die zuvor
aber trotz allem als trennte uns jenes band
dass sich einst so eng um uns gewunden hatte
die wagenräder rollen
ein winkender körper im seitenspiegel
und ein lächeln
und man steht noch immer an derselben stelle
um tausend tonnen erleichtert
und abertausende gefühle erschwert
die gedanken schwanken
die beine nicht
denn ohne konzentration
fährt sich auto umso schwerer
und ohne schwankende gedanken
das leben umso leichter