Sonntag, 11. Dezember 2011

Für immer Verloren

Sie musste nicht einmal aus dem Fenster sehen, um zu wissen, dass es draußen trostloser aussah als sonst. Sie spürte den kalten Wind, der an ihrem Nacken entlang schlich. Laureen saß in ihrem Zimmer, im Schneidersitz auf ihrem Bett, starrte die gegenüberliegende Wand an. Die Rollläden von ihrem Fenster waren zugezogen. Nur ein paar kleine Lichtstrahlen konnten sich durch die winzigen verbliebenen Ritze hindurch zwängen. Eine große Lampe in der Ecke des Zimmers tauchte alles in dunkelrotes Licht. Zusammengesetzt mit ihren schwarzen und dunkelvioletten Wänden ergab dies eine düstere, ja, beinahe unheimliche Atmosphäre. Laureen bewegte sich nicht. Sie wollte sich nicht bewegen. Sie weinte, die Tränen flossen über ihre Wangen, hinunter zum Kinn, sammelten sich zu einem Tropfen und lösten sich dann fast unmerklich, landeten auf der Bettdecke. Ihr Körper krampfte sich mit jedem Atemzug zusammen.
Sie hatte einen Fehler gemacht. Einen großen Fehler.
Ihr linker Arm begann stark zu zittern. Ihr war klar dass sie das nicht überleben könnte, wenn sie nicht jetzt einer rette.
Doch es kam keiner. Sie spürte, wie immer mehr Blut aus ihren Adern wich, wie schwach sie wurde, wie jeder einzelne Atemzug für sie tödlich sein könnte. Ihre Hand ließ die Klinge, die sie gefasst hatte, los. Sie hatte zu wenig Kraft noch irgendetwas zu halten, egal wie leicht es wäre. Ein leises Klirren gab ihr zu verstehen, dass sie auf den Boden gefallen war.
Mit einem Mal wurde das Zittern in ihrem Arm schlimmer. Sie wusste, dass es nun vorbei war. Ihre Augen nahmen jetzt alles nur sehr undeutlich, verschwommen und verzogen auf, ihr Atem ging schwer und Stoßweise, dann, ganz plötzlich, wurde es still... Still. Stiller. Totenstill.
Laureen's Körper fiel schlaff nach vorne, landete mit einem harten Aufprall auf dem Boden. Erst jetzt sah man, dass sich auf ihrem Bett eine große Blutlache gebildet hatte. Die Uhr, die sonst immer so leise und beinahe unmerklich schlug, hörte sich jetzt Zehn mal lauter an. Tick, Tack. Tick, Tack.
Laureen war tot, jede Hilfe kam von nun an zu spät für sie. Sie ist in einen ewigen Schlaf versunken, aus dem sie niemand mehr erwecken kann, egal wie sehr sich einer auch wünschen mag.
Ihr blasser Körper sah weiß aus, unter ihrem linken Arm färbte sich der Boden rot. Auf dem Unterarm stand etwas, hineingeschrieben mit Schmerz und endloser Qual. Aus den einzelnen Buchstaben quoll Blut hervor, lief auf den Seiten hinunter und verfärbte den Teppich.


Für immer verloren.

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