Sonntag, 20. September 2015

Avocado

Von Avocados wird mir übel
bringt mir einer schnell nen' Kübel?
Avocados schmecken nicht
manche schmier'n sich's ins Gesicht.
Das Gesicht damit beschichten
soll Pickel und Mitesser vernichten.
Schon der Anblick fällt mir schwer,
Avocado, ich hasse dich sehr!

Apfel. Birne, Kirsch und Pflaume,
Pfirsich, Beeren,und die Traube,
all das Obst, dass ess ich gern,
Avocado, bleib mir fern!
Die Moral von der Geschicht?
Avocados isst man nicht
und erst gehört sie nicht
als Matschepampe ins Gesicht!





- Beitrag zur Schülerzeitung zum Thema "Hass - Avocados"

Drowning

Meine Hände verkrampfen sich langsam zu einer Faust. Meine Lippen kleben zusammengepresst aufeinander. Ich versuche, die aufsteigenden Tränen hinunterzuschlucken, doch die Macht des Augenblicks trifft mich mit solch einer Wucht, dass jede Kraft des Widerstands in mir erstirbt. Erinnerungen können so grausam sein. Wie kleine Schlangen schleichen sie sich an einen heran, dringen in den Verstand, erschaffen ein Netz aus Schmerz, ein Labyrinth voller Verlorenheit.

Zurück in die Vergangenheit geschleudert lande ich hart auf dem eisigen, dunklen Boden, huste Staub. Es ist so kalt hier. Jeder Versuch, mich aufzurichten, scheitert an der Tatsache, dass ich keine Kraft habe, aufzustehen. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Meine Arme geben unter meinem Gewicht nach, immer wieder breche ich zusammen. Schreie der Angst wollen sich aus meiner trockenen Kehle quälen, doch auch die Stimme ist mir versagt.

Ich spüre die Tränen. Spüre, wie warm sie meine Wangen hinab fließen. Höre mein Schluchzen. Ich zittere. Bitte, so lasst mich doch endlich gehen. Mein weiches Bett fühlt sich plötzlich steinhart an. Die verschwommenen Umrisse meines Zimmer überlappen sich mehrmals, bevor sie kurz zu einem Bild verschmelzen. Ich schlinge die Hände um die Knie und versuche, die kläglichen Laute, die aus meiner Kehle flüchten, zu ersticken. Hitze wallt durch meinen Körper, meine Augen brennen. Wie kleine Flammen wütet der Schmerz durch meinen Schädel, beginnt, Teile meiner Kraftreserven zu versengen. Ich will schreien, alles aus mir heraus schreien.
Als die Erinnerung in mich eindrang, konnte ich die elenden Laute der Angst und Sehnsucht nicht mehr zurückhalten. Wie ein Speer aus feuriger Kälte geschmiedet schoss sie in mich hinein und verankerte sich schmerzhaft in meinem Bewusstsein.

Du wirst immer meine beste Freundin bleiben. Ich werde dich nie gehen lassen.

Warum hast du es dann? WARUM? Warum bist du gegangen?“
Ich nehme kaum wahr, wie sich Satz für Satz meine Einsamkeit in den Vordergrund schlägt. Minute um Minute schleichen sich immer mehr Worte zwischen den Schluchzern hindurch. Ich spreche sie zittrig hinaus in den Raum, hinauf zur Decke, kaum erkennbar hinter der Wand aus Tränen, die immer während aus meinen Augenwinkeln flüchtet. Das gesamte Zimmer – ausgefüllt von Leere. Alles zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Pulsiert wie das Blut, dass durch meine Adern fließt, glühend heiß und zugleich so kalt, dass es jeden Moment zu gefrieren scheint. Die Welt bebt.

Nur noch einmal in deinen Armen liegen, nur noch einmal das Gefühl von Geborgenheit spüren. Nur noch einmal...

Mein Körper fühlt sich an, als sei er aus Blei. So Schwer, dass ich Angst bekomme, durch's Bett hindurch in die Untiefen der Erde gezogen zu werden, um dort in der Hitze des Erdkerns zu verbrennen, bis nichts mehr übrig ist. Meine eigene Asche wird der Weg zu meinem Grab sein.
Die Atmung geht flach, alle Kraft ist verflogen. Mein zur Decke gerichteter Kopf landet unsanft auf meinem Arm. Selbst die Tränen sind verflogen. Außer der unerträglichen Wärme, die von meiner Wange ausgeht, spüre ich nichts mehr. Die Ränder meines Sichtfeldes beginnen, sich zu schwärzen, immer näher in die Mitte zu rücken, um mich ein für alle Mal in der Dunkelheit zu verschlingen.
Meine zur Faust verkrampften Hände erschlaffen und bleiben leicht gekrümmt auf der Bettkante liegen. Die Knie – angewinkelt an den Körper.

You broke me. Forever.

So bleibe ich liegen. Alles ist schwarz. In meinem Kopf herrscht Chaos. Die ausgesprochenen Worte hallen noch einige Zeit im Zimmer wider, ehe sie wimmernd verklingen und sich langsam eine Totenstille verbreitet. Das geschwächte Herz pumpt, doch ich spüre gar nichts.
Ich lasse mich gehen, leise, ziehe aus meinem Körper, weiter, direkt hinein in den ewigen Schmerz und warte sehnsüchtig darauf, endlich darin zu ertrinken.

Freitag, 18. September 2015

Realitätsfassade

Im Endeffekt leben wir doch gar nicht.
Alles ist Fassade, versteckt sich hinter unseren Gewohnheiten.
Im Endeffekt leben wir doch gar nicht.
Wir glauben an das, was wir sehen, was wir hören, was wir spüren. Alles Fassade.
Das menschliche Gehirn ist doch nur ein Computer. Ein programmiertes System. Gehändelt von dem, was wir wahrnehmen, gespeichert im Abteil des unvergesslichen.
Wir leben durch Lernen, Einprägungen von dem, was wir uns abschauen, und doch leben wir nicht.
Wir sind doch alles nur ferngesteuerte, programmierte Hüllen, ausgefüllt mit Taten und dem Wissen, welches wir von Beginn an eingebläut bekommen.
Doch wo liegt dieser Beginn? Was ist das Ende? Gibt es denn überhaupt ein Ende?
Warum sollte es ein Ende geben?
Wenn wir das Wissen in unserem Kopf austesten, geraten wir irgendwann an eine Grenze.
Wenn es doch ein Ende gibt, warum kennen wir dann nicht das Ende des Universums?
Wo ist das Ende eines Kreises?
Wenn es das Ende gibt, warum reden dann so viele von der Unendlichkeit? Von der Tatsache, dass anscheinend doch nicht alles enden kann?
Unendlichkeit liegt außerhalb unseres Denkens, außerhalb des Systems in das wir hineingeboren wurden.
Die Menschen sind von Natur aus darauf erpicht, für alles einen Sinn zu finden. Wenn man lange genug darüber nachdenkt, fällt einem auf, dass die Wände, mit denen wir versuchen, alles in ein systematisches Gestell zu verpacken, durchsichtig sind. Vielleicht zeichnen wir die Grundrisse der Wirklichkeit, doch sie sind durchschaubar. So wie die Menschen selbst. So wie alles hier.
Wir glauben daran, Recht zu haben, weil wir Recht haben wollen. So steht es in unseren Köpfen geschrieben. Doch im Endeffekt ist das alles für die Katz.
Nimmt man das von uns aufgestellte System auseinander, merkt man, dass wir im Großen und Ganzen nicht mehr versuchen, als eine zu Millarden Teilen zerborstene Glasplatte irgendwie wieder auf einen Haufen zu kehren, anstatt sie in ihren winzigen Teilen zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Wir haben keine Ahnung von der Wirklichkeit. Wir sind bloß ein Haufen Idioten, die auf Scherben zum Stehen gekommen sind, welchen wir als Sinnvoll erachten. Als die Wirklichkeit. Als wahr und sinnvoll.
Warum sollte es so sein? Warum sollte das, was wir in einem von Menschenhand erschaffenenm Chaos als sinnvoll sehen, wirklich das sein, das allem einen Sinn gibt?
Betrachtet man alles genauer, ergibt nichts einen Sinn.
Wir glauben zu verstehen, doch wirklich etwas wissen tun wir nicht. Wir wissen nur das, was wir selbst als Wissen bezeichnen.
Doch woher sollen wir wissen, ob in Wirklichkeit ein Meter auch wirklich ein Meter ist? Warum sollte unser Zahlensystem stimmen? - Wir wissen es nicht. Wir wissen garnichts, weil wir glauben, alles zu wissen.
Verrückte Welt.
Wie können wir an all das glauben, wenn sich alles in allem immer wieder widerspricht?
Überall begegnet man Paradoxien, doch die Firewall, die diesen Computer in unserem Kopf umhüllt, schluckt jede beängstigende Erkenntnis, bevor sie Chaos in uns anrichten kann, in dem System, dass uns händelt, uns beherrscht. Wir haben eine Macht erschaffen, die einst unser Eigen war - doch jetzt sind wir ihr Eigen. Alles ist so verdreht. Alles ist falsch.
Egal, wo wir hinsehen, wenn man weiterdenkt, begegnet man überall im menschlichen Denken Lücken. Kleine, ungefüllte Löcher, ohne Informationen, ohne ein absehbares Ende. Wenn man diese Löcher nun ganz genau unter die Lupe nimmt, überollt einen das Bewusstsein, das nichts von all dem, was die Menschen sich aufgebaut haben, stimmen kann.
Konfrontiert sich ein Mensch mit dem Nichts, gerät er in eine Gedankenschleife, der er nicht zu entfliehen vermag. Denn was ist das Nichts? Es hat weder einen Anfang noch ein Ende. Mag wohl heißen – es ist unendlich. An genau diesem Punkt stoßen wir wieder an diese Grenze. Es ist wie ein Gefängnis. Wir können rennen so viel wir wollen, wir landen wieder genau dort, wo wir begonnen haben – wir bewegen uns im Kreis. Egal wo wir hinschauen, die Unendlichkeit ist überall. Keiner kann sie verstehen. Wir haben nie begriffen, was es bedeutet, zu wissen. Wir stehen scheinheilig grinsend auf unserem Scherbenhaufen und lassen uns in dem Unwissen, eigentlich gar keine Ahnung zu haben.
Dabei ist so vieles doch offentsichtlich. Nehmen wir das Universum. Alles, was ist, besteht aus Materie, sagt unser Kopf. Das Gegenstück dazu ist Antimaterie, so wurde es uns gelehrt. Beides soll existent sein. Beides besteht zu Massen im Universum. Wie soll das gehen? Gegenseitiges hebt Gegenseitiges auf – so wurde es uns doch beigebracht, das sagt der gegebene Sinn des Menschen! Sieht denn keiner, wie paradox das alles ist? Existiert beides im Universum, kann nichts existieren. Es hebt sich alles auf, das sagt doch der Mensch! Was entsteht, ist das Nichts. Und das Nichts kann nicht existieren, da es weder beginnt noch endet. Wo ist da der Sinn? Wo ist das alles hin? Alles, was sich der Mensch aufgebaut hat? Sieht denn keiner diese Lücken in unserem Denken?
Nichts von all dem, was wir zu wissen glauben, stimmt.
Wir haben uns selbst in die Laufbahn einer Schleife gesetzt, und jetzt stolpern wir erschrocken immer wieder über Tatsachen, die wir uns einfach nicht erklären können. Wir sind schuld. Ganz allein wir. Wir haben uns selbst diese Grenzen gestellt, die zu unserem Gefängnis geworden sind.
Hat sich denn noch niemand Gedanken darum gemacht, warum wir alle dieses unfassbare Bestreben nach Freiheit haben? Nach endlosem Wissen? Nach dem Sinn?
Es ist einfach nur ein Wunsch. Oh nein.
Es ist schlichtweg der kleine, wunde Punkt in uns, der die Wahrheit kennt. Trotz dass fast jeder frei sein möchte, bleiben die meisten vor dieser riesigen Realitätsfassade stehen und kommen nicht weiter voran. Das angelernte Wissen, dass sich von vornherein in unseren Köpfen verankert hat, macht so viele blind ; und genau aus diesem einen Grund werden wir nie dieser riesigen Wand voller Paradoxien, Unendlichkeit und Unwissen trotzen können.
Und das alles nur, weil keiner wusste, was für Auswirkungen unser geheucheltes Wissen anrichten konnte.