Meine
Hände verkrampfen sich langsam zu einer Faust. Meine Lippen kleben
zusammengepresst aufeinander. Ich versuche, die aufsteigenden Tränen
hinunterzuschlucken, doch die Macht des Augenblicks trifft mich mit
solch einer Wucht, dass jede Kraft des Widerstands in mir erstirbt.
Erinnerungen können so grausam sein. Wie kleine Schlangen
schleichen sie sich an einen heran, dringen in den Verstand,
erschaffen ein Netz aus Schmerz, ein Labyrinth voller Verlorenheit.
Zurück
in die Vergangenheit geschleudert lande ich hart auf dem eisigen,
dunklen Boden, huste Staub. Es ist so kalt hier. Jeder
Versuch, mich aufzurichten, scheitert an der Tatsache, dass ich keine
Kraft habe, aufzustehen. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Meine Arme geben
unter meinem Gewicht nach, immer wieder breche ich zusammen. Schreie
der Angst wollen sich aus meiner trockenen Kehle quälen, doch auch
die Stimme ist mir versagt.
Ich
spüre die Tränen. Spüre, wie warm sie meine Wangen hinab fließen.
Höre mein Schluchzen. Ich zittere. Bitte, so lasst mich
doch endlich gehen. Mein weiches
Bett fühlt sich plötzlich steinhart an. Die verschwommenen Umrisse
meines Zimmer überlappen sich mehrmals, bevor sie kurz zu einem Bild
verschmelzen. Ich schlinge die Hände um die Knie und versuche, die
kläglichen Laute, die aus meiner Kehle flüchten, zu ersticken.
Hitze wallt durch meinen Körper, meine Augen brennen. Wie kleine
Flammen wütet der Schmerz durch meinen Schädel, beginnt, Teile
meiner Kraftreserven zu versengen. Ich will schreien, alles
aus mir heraus schreien.
Als
die Erinnerung in mich eindrang, konnte ich die elenden Laute der
Angst und Sehnsucht nicht mehr zurückhalten. Wie ein Speer aus
feuriger Kälte geschmiedet schoss sie in mich hinein und verankerte
sich schmerzhaft in meinem Bewusstsein.
Du
wirst immer meine beste Freundin bleiben. Ich werde dich nie gehen
lassen.
„Warum
hast du es dann? WARUM? Warum bist du gegangen?“
Ich
nehme kaum wahr, wie sich Satz für Satz meine Einsamkeit in den
Vordergrund schlägt. Minute um Minute schleichen sich immer mehr
Worte zwischen den Schluchzern hindurch. Ich spreche sie zittrig
hinaus in den Raum, hinauf zur Decke, kaum erkennbar hinter der Wand
aus Tränen, die immer während aus meinen Augenwinkeln flüchtet.
Das gesamte Zimmer – ausgefüllt von Leere. Alles zieht sich
zusammen und dehnt sich aus. Pulsiert wie das Blut, dass durch meine
Adern fließt, glühend heiß und zugleich so kalt, dass es jeden
Moment zu gefrieren scheint. Die Welt bebt.
Nur
noch einmal in deinen Armen liegen, nur noch einmal das Gefühl von
Geborgenheit spüren. Nur noch einmal...
Mein Körper fühlt sich an, als
sei er aus Blei. So Schwer, dass ich Angst bekomme, durch's Bett
hindurch in die Untiefen der Erde gezogen zu werden, um dort in der
Hitze des Erdkerns zu verbrennen, bis nichts mehr übrig ist. Meine
eigene Asche wird der Weg zu meinem Grab sein.
Die Atmung geht flach, alle
Kraft ist verflogen. Mein zur Decke gerichteter Kopf landet unsanft
auf meinem Arm. Selbst die Tränen sind verflogen. Außer der
unerträglichen Wärme, die von meiner Wange ausgeht, spüre ich
nichts mehr. Die Ränder meines Sichtfeldes beginnen, sich zu
schwärzen, immer näher in die Mitte zu rücken, um mich ein für
alle Mal in der Dunkelheit zu verschlingen.
Meine zur Faust verkrampften
Hände erschlaffen und bleiben leicht gekrümmt auf der Bettkante
liegen. Die Knie – angewinkelt an den Körper.
You
broke me. Forever.
So bleibe ich liegen. Alles ist
schwarz. In meinem Kopf herrscht Chaos. Die ausgesprochenen Worte
hallen noch einige Zeit im Zimmer wider, ehe sie wimmernd verklingen
und sich langsam eine Totenstille verbreitet. Das geschwächte Herz
pumpt, doch ich spüre gar nichts.
Ich lasse mich gehen, leise,
ziehe aus meinem Körper, weiter, direkt hinein in den ewigen Schmerz
und warte sehnsüchtig darauf, endlich darin zu ertrinken.
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